
Der Wald: die nachhaltigste Fabrik der Welt
Es regnet in Strömen, als wir mit Hubertus Kraut, dem Direktor des Landesbetriebes Forst Brandenburg, verabredet sind. „Unser Wald braucht jeden Tropfen Wasser“, ruft uns der Forstexperte zu. Wir treffen uns in einem Örtchen Namens Kunsterspring. Der Wald zeigt sich in dieser Gegend in den Arten so gemischt wie in einem Forstlehrbuch. KRONOTEX von SWISS KRONO zählt zu den grössten Kunden des Landesbetriebes Forst Brandenburg. Das heimische, zertifizierte Holz wird direkt nach der Ernte vor Ort im Werk von SWISS KRONO in Heiligengrabe verarbeitet. Wir sprachen mit Hubertus Kraut darüber, wie der Landesbetrieb Forst Brandenburg die Wälder pflegt, bewahrt und schützt und warum das so wichtig ist.
Im Land Brandenburg ist die Kiefer der vorherrschende Baum. Warum ist das so?
Hubertus Kraut: Seit dem Mittelalter, besonders aber mit dem Beginn der industriellen Revolution im 18. und 19. Jahrhundert wurden unsere Wälder in ungeheurem Ausmass genutzt und verwüstet. Man brauchte riesige Mengen an Bauholz, Holz zum Feuern und für Holzkohle. Diese verödeten Flächen wurden unter grossem Aufwand wiederbewaldet. Auf den trockenen, geschundenen und armen Sandböden Brandenburgs war die Kiefer die erste Wahl. Sie kam mit diesen Bedingungen zurecht, zeigte ein gutes Wachstum und ihr Holz war stark nachgefragt. So hat sich hier diese Form der Waldwirtschaft etabliert.
Die Kiefer ist aber von jeher eine heimische Baumart in unserer Region. Sie verbreitete sich nach der letzten Eiszeit genauso schnell wie die Birke. Die Kiefer wurde aber in der weiteren natürlichen Entwicklung auf allen besseren Standorten von anspruchsvolleren Baumarten wie Eiche und Buche weitgehend verdrängt. Seit rund 40 Jahren verändern sich nun nicht nur die Umweltbedingungen stark. Brandenburg zählt ja zu den trockensten Regionen Deutschlands. Auch die gesellschaftlichen Ansprüche an den Wald werden immer grösser. Der Wald erfüllt besonders Schutzfunktionen und dient in zunehmendem Masse als Freizeitangebot. Das macht ein Umdenken in der Waldnutzung notwendig.
Stichwort „Rohstoff“ Holz: Wie wertvoll ist es? Die Preise haben sich ja in den zurückliegenden Monaten enorm erhöht!
Hubertus Kraut: Eigentlich ist Holz unbezahlbar. Es ist ein klimaschonender, zumeist regionaler und nachwachsender Rohstoff mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten: vom Haus- und Möbelbau bis hin zur chemischen Verwendung z. B. für Bio-Kunststoffe. Holz ist ein Produkt voller Charakter und Wärme und wird in der umweltfreundlichsten Fabrik überhaupt produziert: im Wald! Holz speichert CO2, sowohl im Wald als auch im Produkt. Das macht es zu einem höchst wertvollen Faktor bei der Erreichung der Klimaziele.
Holz ist so stark nachgefragt wie nie zuvor. Können wir die Verwendung von Holz weiter steigern und die Wälder noch intensiver nutzen?
Hubertus Kraut: Nicht unendlich. Doch die intelligente Nutzung von Holz kann gesteigert werden. Holz sollten wir für langlebige Produkte einsetzen, um einerseits den Kohlenstoff für den Klimaschutz länger zu binden und andererseits die Wälder zu schützen. Der Wald wird genutzt, seit es Menschen gibt. Doch mit der Zunahme der Bevölkerungszahl steigt auch der Nutzungsdruck auf die Wälder sowohl quantitativ als auch qualitativ. Der Wald liefert heute Flächen für Bebauung, Windkraftanlagen, Solarfelder, ist Hundeauslaufgebiet, Mountainbike-Trail, Meditationsort oder klassisches Wandergebiet. Der Wald soll aber auch für saubere Luft und Wasser, Bodenschutz und die Biodiversität sorgen. Legte man in früheren Zeiten das Hauptaugenmerk auf die Holzproduktion, so treten nun diese vielfältigen Ansprüche stärker hervor. Der Klimawandel tut sein Übriges, das Leistungsvermögen des Waldes zu gefährden. Die Holznutzung ordnet sich in diese Funktionsvielfalt ein. Bei weiter steigender Bevölkerung, abnehmender globaler Waldfläche und den Risiken des Klimawandels werden diese umfangreichen gesellschaftlichen Waldleistungen knapp.
Wie steht es konkret um den Wald in Brandenburg? Wie wirkt sich die Nutzung auf die Waldgesundheit aus?
Hubertus Kraut: Nicht nur die Nutzung wirkt sich aus, sondern auch das Klima. Glücklicherweise gab es im Jahr 2021 mehr Niederschläge als in den drei Jahren zuvor. Der Anteil der deutlich geschädigten Bäume ist dadurch leicht zurückgegangen. In den letzten vier Jahren sind jedoch durch die Trockenheit und die Stürme fast vier Millionen Kubikmeter Schadholz angefallen. Wenn man betrachtet, dass im gesamten Brandenburger Wald jährlich ca. 3 Mio. Kubikmeter Holz planmässig genutzt werden, ist das eine sehr grosse Zahl. Wir müssen die dadurch entstandenen Kahlflächen schnellstmöglich wiederbewalden.
Was zeichnet nachhaltige Forstwirtschaft aus?
Hubertus Kraut: Oberster Grundsatz ist es, nicht mehr Holz zu nutzen als nachwächst. Das gilt sowohl vor der eigenen Haustür als auch in der weltweiten Betrachtung. Dazu braucht es Zertifizierungssysteme wie PEFC und FSC, die Waldbewirtschaftung überprüfbar machen.
Wald dient auch der Erholung der Menschen, wird also nicht nur als Rohstofflieferant für Holz, sondern als Freizeitangebot genutzt. Beide Aspekte müssen in Hinblick auf den Waldschutz beachtet und gewichtet werden.