Moderne Architektur und Bauweise kann schon immer auch als Folge der Angst vor Krankheiten verstanden werden. So haben zum Beispiel LeCorbusier oder Adolf Loos ihre Entwürfe so entwickelt, dass die Krankheiten ihrer Zeit, wie Tuberkulose möglichst keinen Nährboden fanden. Helle, lichtdurchflutete Räume, klare Linien und offene Grundrisse sollten verhindern, dass Bakterien und Ungeziefer sich ungesehen ausbreiten konnten. Man könnte sogar behaupten, dass die sehr strenge Formensprache der Bauhaus-Architektur an Krankenhäuser erinnert. Die Kombination von weissen Wänden und Stahlelementen, die wir noch heute in der modernen Architektur finden, demonstrieren Sauberkeit.
Die Architektur kann immer auch als Folge von einschneidenden Ereignissen gesehen werden. So stehen wir auch heute wieder an einem Wendepunkt der Architektur. In Zeiten von Pandemie und Quarantäne ist das Haus, die eigene Wohnung der vermeintlich sichere Ort. Aber wie lebt und arbeitet es sind rund um die Uhr in immer dem selben Raum? Welche Antworten muss die Architektur geben, um Geschäfte und öffentliche Räume zu Orten der sicheren Begegnung zu machen? Wie sehr müssen sich räumliche Routinen ändern? Wie finden wir neue Rückzugsorte? Wie kann Architektur, Material und Mobiliar zu mentaler Gesundheit beitragen?
Das Bedürfnis nach individueller und einfacher Veränderung von Wohn-Räumen ist auch wegen Covid-19 deutlich angestiegen. In einem Raum, in dem wir sehr viel Zeit verbringen, sind wir schnell gelangweilt und sehnen uns nach Gestaltungs-Freiheit und Flexibilität. Der Bedarf nach neuen Ideen, wie flexibel veränderbaren Wänden, Akustik-Lösungen, neuen Grundriss-Konzepten, mehr nutzbarem Aussenraum, gemütlichen Rückzugsorten, sicheren Büroraum-Konzepten oder antimikrobiellen Möbeloberflächen ist hoch. Lasst uns gemeinsam Lebensräume neu gestalten.